Die Absolventinnen und Absolventen (5 Lehrkräfte krankheitsbedingt nicht anwesend)

 

 

Am 30. September 2024 fand im Haus Werdenfels in Nittendorf bei Regensburg die Zertifikatsfeier der neuen KSW-Fortbildungsreihe zum Unterrichten an Schulen mit Marchtaler Plan Pädagogik statt.

 

 

 

 

Im Bereich des Katholischen Schulwerks in Bayern haben mittlerweile nicht nur Grund- und Mittelschulen jahrelange Erfahrung mit dem Marchtaler Plan, sondern auch Realschulen und Gymnasien. Um an diesem Erfahrungsschatz anzuknüpfen und ihn zu verbreitern, bot das Katholische Schulwerk im Schuljahr 2023/24 erstmals eine Fortbildungsreihe an, die eine vertiefte Kenntnis des Marchtaler Plans, des ihm inhärenten Menschenbildes und der methodischen Umsetzung im Schulalltag ermöglichen soll. In insgesamt 5 Modulen erweiterten die Teilnehmenden ihre pädagogischen Kompetenzen in den Bereichen christliches Menschenbild und innere Haltung (Modul 1), Morgenkreis (Modul 2), freie Stillarbeit (Modul 3) und vernetzter Unterricht (Modul 4). Außerdem trainierten sie, den Leistungsbegriff aus schöpferischer Perspektive zu betrachten (Modul 5). Die Zertifikatsfeier am 30. September 2024 stellte den Höhepunkt und Abschluss der neuen Fortbildungsreihe dar.

Zu Beginn der Veranstaltung ging der Direktor des Katholischen Schulwerks in Bayern, Dr. Peter Nothaft, in seiner Rede „Achtung vor dem Kind“ auf zentrale Aspekte der Marchtaler Plan Pädagogik ein. Kerngedanken des Vortrags sind im Folgenden zusammenfassend wiedergegeben:

Zunächst und überhaupt sei bedeutsam, Kinder nicht als unfertige Erwachsene zu sehen. Insofern sei es wichtig, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass Schule in erster Linie für das Kind als Mensch, der sich schrittweise die Welt erschließen will, gemacht werde. Es gelte, sich in der pädagogischen Arbeit nicht zu sehr von Bildungsstandards, Lehrplänen, Abschlussprüfungen oder gar dem späteren Arbeitsmarkt in Dienst nehmen zu lassen.

In einem nächsten Schritt ging Herr Dr. Nothaft auf das Kind aus der Sicht des Lukas-Evangeliums ein. Er bezog sich unter anderem auf Lk 18, 15-17 – Segnung der Kinder und hob dabei den Satz „Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ heraus. Lukas spreche an dieser Stelle von kleinen Kindern, ja Säuglingen, die zu Jesus gebracht werden - Menschen, die keine Eigenleistung vorweisen könnten, unselbstständig und hilflos seien. Sie seien Vorbild dafür, wie die „basilea thou theou“, die Gottesherrschaft, von der Jesus mit Reich Gottes spricht, in die Welt komme und damit der Mensch in dieses Reich Gottes: Nicht durch selbstgerechte Hinweise auf die eigene Leistung, auf „gute Taten“ oder ein augenscheinlich „frommes Leben“, sondern durch Zuwendung zu Jesus, seine Nähe suchend, zulassend und erfahrend, Offenheit und mit kindlicher Neugierde aufnehmend, was er bereithalte. Es sei ein Lernen am Kind, das der Evangelist Lukas hier im Reden und Tun Jesu zeige. Das Lernen am Kind beziehe sich auch auf das Leben im Großen und Ganzen und gelte sogar fürs Leben über unsere Welt und Zeit hinaus.

Sodann nahm Herr Dr. Nothaft auf ein Zitat von Alfred Hinz, dem langjährigen Schulleiter der Bodensee-Schule St. Martin und einem der „Ahnen“ des Marchtaler Plans Bezug: „Wir unterrichten Kinder – keine Fächer“. Es präge die Haltung derer, die Schule in allen Bereichen verantworten – sie sähen das Kind als Mensch, in Größe und Würde, als Mensch an der Seite Jesu, durch den dieser in unsere Welt komme. Dieses Kind wolle Weltentdecker sein und im je eigenen Modus vorangehen – ausgeprägt in der Lernform Freie Stillarbeit. Darauf aufbauend möchte es angeleitet sein, diese Entdeckung zu einem „Ganzen“ zu bauen, Wissen, Fähigkeit und Erfahrung zu vernetzen – ausgeprägt in der Lernform Vernetzter Unterricht. Und dabei in der Erfahrung der Welt Gott entdecken, der wie ein roter Faden die Weltbereiche verbinde – sowohl im Vernetzten Unterricht wie im Morgenkreis, der dazu noch das Leben, wie es alltäglich sei, wahrnehme, zur Sprache bringe und gestalten könne.

Begleitet werde dieses Lernen von den weiteren Bereichen der Sprache, der Naturwissenschaft, der Welt- und Selbsterschließung im weitesten Sinn – dem Fachunterricht.

Von diesen Überlegungen ausgehend, erläuterte Herr Dr. Nothaft, dass der beschriebene Ansatz und die prägende Haltung Lehrer/-innen bräuchten, die das Kind-Sein nicht vergessen hätten und es da und dort als Erwachsene noch lebten. Denn solche Lehrenden würden die Form der Weltentdeckung und des Weltzuganges von Kindern kennen und wachhalten. Damit könnten sie bestens die Kinder in ihrem Lern-Weg begleiten.

Zusammenfassend hielt Herr Dr. Nothaft fest, dass diese Gedanken ein anderer Zugang seien als der, den Studium und Referendariat im Allgemeinen böten. Deswegen sei im Wachsen und Werden der Arbeit mit dem Marchtaler Plan auch im Bereich des KSW immer eine möglichst ausführliche und v. a. tiefgehende Kompetenzerweiterung der Lehrkräfte wichtig und sie bleibe es. Es ginge also nicht um eine neue Methode oder ein didaktisches Handwerkszeug, sondern vor allem um Haltung, den Blick auf Mensch und Kind, auf die Welt in Vielfalt und auf Gott in Beziehung zu Mensch und Welt. Dazu müssten die einzelnen Elemente des Marchtaler Plans durchdrungen werden, damit sie leben können.

Im Anschluss an Herrn Dr. Nothafts Rede gaben die bei den Fortbildenden, Sigrid Maget (Lehrerin an der Maria-Ward-Realschule Eichstätt) und Michael Klenz (Realschulkonrektor an der Maria-Ward-Realschule Neuburg a. d. Donau), einen launigen Rückblick auf die Fortbildungsreihe.

Schließlich überreichte Herr Dr. Nothaft die Zertifikate an die Absolventen/-innen. Außerdem dankte er Michael Klenz und Sigrid Maget für Ihr Engagement. Auch die Absolventen/-innen würdigten den Einsatz der beiden mit einem Geschenk.

Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgten Bernadette Bachhuber (Gesang), Peter Hofer (Gesang, Klavier & Ziach), Claudia Mayer (Querflöte & Gesang) und Daniela Schember (Geige).

Ein geselliges Beisammensein im Rahmen einer kleinen Feier mit Kaffee und Kuchen bildete den Abschluss des Festakts.

Das Katholische Schulwerk in Bayern wünscht den Absolventen/-innen, dass sie mit dem Gelernten ihre Schulen und auch sich selbst bereichern.

Nachtrag: Bei Fragen zur Fortbildungsreihe Marchtaler Plan oder zur Implementation des Plans an einer Schule hilft Ihnen Dr. Susanne Sachenbacher, Referentin für Fortbildungen im Katholischen Schulwerk in Bayern, gerne weiter. Auch falls Sie Interesse am Unterrichtsplan haben, der unter dem Dach des Katholischen Schulwerks für die bayerischen Realschulen mit Marchtaler Plan Pädagogik entwickelt worden ist, können Sie sich an Frau Dr. Sachenbacher wenden.

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