Wie fühlt sich „Schule“ an, etwas das man nicht greifen kann? Die jährliche Fachtagung für Beratungsfachkräfte der KSW-Mitgliedsschulen widmete sich diesem Thema. Sie fand am 24.-25. Oktober 2024 in Augsburg im Haus Sankt Ulrich statt. 45 engagierte Expertinnen und Experten aus ganz Bayern waren vor Ort, um sich mit dem Themenfeld der Emotionen in Kontext schulischer Beratung zu befassen.

Im Eingangsreferat gab Schulpsychologe und Schulleiter Stephan Reheuser (s. Bild) eine psychologisch-pädagogische Rundumbetrachtung zu den Themen Wahrnehmung und Emotionen. Vielfältig wurden dabei Bezüge zu den Playern im komplexen Schulsystem gezogen, mit Anregungen für so manche individuelle Kognition und mögliche daraus resultierende Handlungsimpulse.

Anschließend gestaltete die Kunst- Therapeutin M. A. und Mediatorin Jeanette Eichner den Workshop „Emotionen, Dispositionen und Achtsamkeit in Beratungskontexten“. Dabei wurden die Beratungsfachkräfte über die Abgrenzung von normalen emotionalen Entwicklungsprozessen zu Störungsbildern bei Jugendlichen gemäß ICD-10 vertiefend informiert. Schwerpunkte waren Essstörungen, Depressionen, selbstverletzendes Verhalten, Trauma-relevante Kontexte, soziale Phobien sowie Mobbing und Suizidalität, auch unter Berücksichtigung der LGBTQIA+ identifizierten Jugendlichen. Ziel war, achtsame und traumasensible Kommunikation im Schulsystem zu fördern. Anhand von Fallvignetten wurde erläutert, wann Beratung notwendig ist und welche Herausforderungen im Beratungssetting auftreten können. Zudem wurde vermittelt, auf welche Anzeichen in SOS-Situationen besonders geachtet werden sollte. Schließlich erprobten die Beratungsfachkräfte die Methode des Playback-Theaters nach Jonathan Fox und Focusing in der traumasensiblen Wahrnehmung. Ein Raum für Selbstreflexion und empathisches “Spiegeln” von Gefühlen wurde eröffnet. Dabei wurde auch die Bedeutung eines salutogenetischen Blicks hervorgerufen, um die eigene Gesundheit zu wahren, die Resilienz zu würdigen und blinde Flecken gelassener aufzuspüren.

Den Auftakt an Tag 2 bildete ein Vortrag des Schulpsychologen Daniel Grötzbach, in dem er ausgewählte Tests und Verfahrensweisen zur diagnostischen Erfassung von Emotionen vorstellte. Denn Emotionen sind häufig auch Auslöser für eine schulische Beratung. Oft geben Emotionen wichtige Informationen über Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern oder stellen Erklärungen für ungünstiges Verhalten dar. Dabei sind die Zusammenhänge zwischen Emotion und Verhalten nicht immer deutlich und manchmal sind die hinter dem Verhalten stehenden Emotionen nicht auf den ersten Blick erkennbar. Innerhalb des Beratungsprozesses können deswegen einerseits die Aufdeckung von Emotionen und ihre Auslöser, andererseits ein realistischer Umgang mit Emotionen in der Schule geeignete Emotionsregulationsstrategien darstellen. Im Zuge des Vortrags wurden die diagnostischen Verfahren EMO-KJ (zur Aufdeckung von Emotionen und auslösenden Situationen im Kinder- und Jugendalter) und FEEL-KJ (zur Diagnose verwendeter Emotionsregulationsstrategien) vorgestellt, an Fallvignetten exemplarisch durchgeführt und ausgewertet. Danach wurden die Verfahren im Plenum gemeinsam bewertet und ein genereller Handlungsplan für den (diagnostischen) Umgang mit Emotionen in der schulischen Beratung wurde entworfen.

Den Abschluss der Fachtagung bildete der Workshop „Körperbild und Emotionen“ der Schulpsychologin Christina Sanabria. Die KSW-Beratungsfachkräfte wurden dazu angeleitet, ihr eigenes Körperbild zu reflektieren und sich so ihrer eigenen Gefühle bewusst zu werden. Das kann dazu beitragen, eigenes Handeln einzuordnen und zu verstehen - sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext.

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